Lehrermangel am Werner-Jaeger-Gymnasium

Die Schulpflegschaft am Werner-Jäger-Gymnasium in Nettetal hatte die Fraktionen im Stadtrat auf die unzureichende Lehrerversorgung aufgrund von Pensionierungen und fehlender nachrückender Lehrerinnen und Lehrer hingewiesen. Die Fraktion der GRÜNEN hat sich nun mit Bitte um Unterstützung an die Regierungspräsidentin Anne Lütkes gewandt. Hier unser Schreiben an die Bezirksregierung:

 
Betr.: Unzureichende Lehrerversorgung am Werner-Jaeger-Gymnasium in Nettetal-Lobberich
 
Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin Anne Lütkes,
 
die Schulpflegschaft des Werner-Jaeger-Gymnasiums (WJG) in Nettetal hat sich an die Fraktionen im Stadtrat gewandt und auf die unzureichende Lehrerversorgung aufgrund mehrerer Pensionierungen und fehlender nachrückender Lehrerinnen und Lehrer hingewiesen. Gleichzeitig werden die Fraktionen um Mithilfe gebeten bei einer Verbesserung der Lehrerversorgung am WJG. Dieser Bitte möchten die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Rat der Stadt Nettetal gerne nachkommen und deshalb dieses Schreiben an Sie als Regierungspräsidentin richten.
 
Die Schulpflegschaft weist darauf hin, dass aufgrund einer Lehrerunterversorgung wöchentlich 60 Unterrichtsstunden ausfallen, weil durch Pensionierung freigewordene Stellen nicht vollumfänglich neu besetzt worden sind. Dadurch habe sich trotz Abordnungen im Umfang von 25 Wochenstunden eine Unterdeckung von 2-3 Lehrerstellen ergeben und die Stellenbesetzungsquote sei auf unter 94% gesunken. Befürchtet wird, dass sich dieser Negativtrend fortsetzen könnte, wenn zum nächsten Halbjahr zwei weitere und im Sommer 2015 vier weitere Lehrkräfte in Pension gehen. Es wird die große und nachvollziehbare Sorge geäußert, dass die Schule den Anforderungen von G8 sowie der individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler und insbesondere der Inklusionskinder nicht in dem erforderlichen Umfang gerecht werden kann.
 
Ein im Mai kurzfristig anberaumtes Treffen einer Delegation des WJG mit der schulpolitischen Sprecherin der Grünen-Landtagsabgeordneten Sigrid Beer hatte im Kreis der Teilnehmenden einen positiven Eindruck und Hoffnung auf eine positive Veränderung hinterlassen. Das Antwortschreiben von Sebastian Kaas aus dem Schulministerium vom 10.10.14 im Auftrag von Ministerin Sylvia Löhrmann als Antwort auf ein entsprechendes Schreiben der Schulpflegschaft vom 24.05.14 hat in Kreisen der Lehrerschaft und der betroffenen Eltern und SchülerInnen dann allerdings einiges an Unmut und Ärger ausgelöst, weil es auf die konkrete Situation des WJG nur ganz am Rande eingeht. Vielmehr wird auf den allgemeinen Überhang an Gymnasien in NRW im Schuljahr 2014/15 im Umfang von 500 Stellen verwiesen, der sich durch die Umstellung auf G8 ergeben habe. Eine ausgewogene Unterrichtsversorgung sei für die zuständigen Bezirksregierungen und Schulämter trotz Abordnungen und Versetzungen innerhalb der Schulform Gymnasium oft schwer zu erreichen. Dadurch würden sich Überversorgungen und daneben auch Unterversorgungen wie im Falle des WJG ergeben.
 
Diese allgemeinen Ausführungen zur Situation der Gymnasial-Landschaft in NRW sind als Hintergrundinformation sicherlich hilfreich, geben aber keine Antwort auf die großen Sorgen der Schulpflegschaft und Lehrerschaft im Hinblick auf die Unterrichtsversorgung am WJG. Unter anderem wurde nach unseren Informationen der Unterricht in Leistungskursen der Oberstufe um eine Stunde wöchentlich gekürzt, womit eine chancengleiche Vorbereitung auf das Zentralabitur in Frage gestellt wäre. Insgesamt sieht die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auch ein Problem für die Attraktivität und das Image des Gymnasiums, das sich aus der Unterversorgung durch Lehrkräfte ergibt, gerade auch in Konkurrenz zu privaten Gymnasien in Nachbarkommunen von Nettetal, zu denen schon jetzt eine nicht unerhebliche Zahl von Nettetaler Schülerinnen und Schülern nach der Grundschulzeit wechselt.
 
Zusammenfassend möchte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Nettetal Sie als zuständige Regierungspräsidentin hiermit mit Nachdruck darum bitten, Lösungen für die Unterversorgung des WJG mit ausreichenden Lehrerstellen auf den Weg zu bringen. Es darf nicht sein, dass bei einem Überhang von 500 Lehrerstellen im Gymnasialbereich keine Wege gefunden werden können, zu einem Ausgleich zwischen überversorgten Gymnasien und unterversorgten Gymnasium wie dem Nettetaler WJG zu kommen. Das ist ein Gebot der Fairness und der Chancengleichheit.. In diesem Sinne hofft die Grünen-Fraktion auf entsprechende kreative Entscheidungen schon zum kommenden Schulhalbjahr und bittet herzlich um eine zeitnahe Rückmeldung.
 
Mit bestem Dank für Ihre Bemühungen und herzlichen Grüßen aus Nettetal,
 
Guido Gahlings
 
Fraktionsvorsitzender