Nachhaltige Wirtschaft und Finanzen

Ökonomie und Ökologie sind aus unserer Sicht kein Widerspruch. Die notwendigen Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz werden nicht umgesetzt, wenn sie ökonomisch nicht tragfähig gemacht werden. Unser Leitgedanke ist es, den unvermeidlichen Wandel proaktiv zu gestalten und innovativen Lösungen Raum zu geben. Das Leitbild ist eine Wirtschaft, die der Gesellschaft dient: Liberal, solidarisch, ökologisch, wachstumsunabhängig und familienfreundlich.

Einzelhandel – Nettetal als Stadt der kurzen Wege

Leben, Wohnen, Arbeiten und Einkaufen sollen lokal gebündelt werden. Grüne Ortskerne mit einer hohen Funktionsdichte schaffen einen enormen Aufenthaltswert. Einen entscheidenden Beitrag kann hier die Neuaufteilung der Verkehrsflächen zu Gunsten der FußgängerInnen und RadfahrerInnen leisten.

Eine funktionierende Nahversorgung muss erhalten bleiben und ein vielfältiges Angebot, das z.B. ergänzende Unverpackt-, Eine-Welt- und Second-Hand-Läden umfasst, soll gefördert werden. So möchten wir VerbraucherInnen ermöglichen, den eigenen Lebensstil so umwelt- und ressourcenschonend wie möglich einzurichten, auf lokale Angebote zurückzugreifen und seltener die umliegenden Haupt- und Oberzentren aufsuchen zu müssen.

GründerInnen möchten wir eine Anlaufförderung geben, zum Beispiel durch ein Pop-up-Store-Konzept oder Mietzuschüsse. Auch nahversorgungsrelevante Niederlassungen sollen unter bestimmten Voraussetzungen Mietzuschüsse beantragen oder sich von der Gewerbesteuer befreien lassen können.

Große Filialniederlassungen als Magnetbetriebe sind positiv zu bewerten, damit auch der inhaberInnengeführte Einzelhandel von der Kundenfrequenz profitiert und somit das Stadtbild als Ganzes vielfältiger gestaltet und aufgewertet wird. In unprofitabel gewordenen Randbereichen soll eine unbürokratische Umwidmung der Ladenfläche in Wohnraum erleichtert werden.

Kommunale Finanzen

Nettetal ist nach wie vor eine Stadt im Kreis Viersen mit einem der höchsten Schuldenstände je Einwohner. Die Verschuldung muss schnellstmöglich verringert werden, weil die Schulden von heute unsere Nachkommen von morgen belasten. Wir möchten deshalb alle zukünftigen städtischen Ausgaben verstärkt auf ihre Notwendigkeit prüfen – insbesondere, ob Investitionen nachhaltig für künftige Generationen sind.

Wir fordern eine klare Priorisierung bei den kommunalen Ausgaben. Investitionen zur Erreichung der Klimaschutz-Ziele und zur Verbesserung des Artenschutzes dulden keinen Aufschub. Ebenso sind Investitionen in Bildungs- und Sozialeinrichtungen im erforderlichen Maß auszubauen. Konkrete Beispiele sind an dieser Stelle der soziale Wohnungsbau, die Sanierung der Schulen sowie die Digitalisierung von Schulen und Verwaltung.

Kostenträchtige Prestigeprojekte dagegen halten wir in der jetzigen Situation für unangebracht, insbesondere angesichts der zu befürchtenden Nachwirkungen der Corona-Krise. In Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung des Rathauses muss die tatsächliche Notwendigkeit kritisch hinterfragt werden. Aus unserer Sicht lässt sich die aktuelle und zukünftige Verwaltungsarbeit durch eine zeitgemäße Arbeitsplatzgestaltung und Digitalisierungsmaßnahmen mit einem merklich geringeren Investitionsaufwand auf der aktuellen Fläche umsetzen.

Nettetal als Gewerbestandort

Auch in Nettetal ist der Fachkräftemangel eines der drängendsten Probleme. Hier ist es wichtig, dass Nettetal die Bindung der jungen Menschen an Nettetal erhöht. Der Verein BaseL als Bindeglied zwischen Schule und Wirtschaft soll weiter ausgebaut werden, um SchülerInnen für Nettetaler Betriebe zu begeistern.

Der Flächenbedarf bei Erweiterungen und Neuansiedlungen von Firmen muss in einen kritischen Bezug gesetzt werden zur Schaffung von Arbeitsplätzen, dem Gewerbesteueraufkommen und den Aspekten der Nachhaltigkeit. In Zukunft muss stärker eingefordert werden, dass Gewerbehallen z.B. eingegrünt und mit Photovoltaikmodulen für Solarstrom bestückt werden.

Wir möchten Nettetal zum attraktiven Wirtschaftsstandort für Azubis in allen Branchen machen: Durch tarifgebundene Löhne, familienfreundliche Arbeitszeit- und Arbeitsschutzmodelle und erschwingliche Wohnungen in der Nähe des Arbeitsplatzes.

Digitalisierung von Schulen und Verwaltung

Während der Corona-Krise wurde uns deutlich vor Augen geführt, dass sich Nettetaler Schulen und die Stadtverwaltung in Ihrer jetzigen Form nicht mehr zeitgemäß im digitalen Umfeld bewegen. Wir begrüßen ausdrücklich die aktuellen technischen Neuanschaffungen in der Stadtverwaltung, die den Mitarbeitern ein umfangreicheres mobiles Arbeiten ermöglicht. Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Thema Digitalisierung seit Jahren nicht mit der erforderlichen Vehemenz angegangen wurde. Bezeichnend hierfür ist, dass alle weiterführenden Schulen in Nettetal mit ihrem Internetzugang als „unterversorgt“ eingestuft wurden und über ein Bundesförderprogramm mit einem Breitbandanschluss ausgestattet werden müssen.

Nettetal verfügt über kompetentes und motiviertes Personal an Schulen und Verwaltung. Wir werden politisch unterstützen und auch einfordern. Mit einer zeitgemäßen technischen Ausstattung, geschulten Mitarbeitern und dem Anspruch, im digitalen Umfeld voranzugehen.

Tourismus naturverträglich weiterentwickeln

Der Trend geht zum heimatnahen Urlaub. Nettetal im Naturpark Maas-Schwalm-Nette kann von diesem Wachstumsmarkt profitieren. Unsere Naturschutzgebiete sind dabei unser wichtigstes Kapital, das unter allen Umständen zu schützen ist.

Wir möchten das hohe Tourismuspotential unserer Region als Wirtschaftsfaktor noch mehr entwickeln und dabei den Natur- und Artenschutz zentral in die Freizeitgestaltung einbeziehen. Das Infozentrum Krickenbecker Seen, die Sequoiafarm oder der Naturschutzhof sind positive Beispiele, wie dies gelingen kann.

Die Verbindung von attraktiver Gastronomie mit Naturerlebnisräumen sowie hochwertigen Camping- und Übernachtungsmöglichkeiten ist dagegen in den Niederlanden oft sehr gut umgesetzt. Das kann für Nettetal ein Vorbild sein, um das eigene Angebot zu erweitern. In diesem Zusammenhang wollen wir uns dafür einsetzen, die ehemaligen Bademöglichkeiten an den Netteseen (Hinsbecker Bruch, Poelvenn-See und großer De-Witt-See) in einem naturverträglichen Konzept wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Damit alle Zielgruppeninteressen (Natur- und Gewässerschutz, Freizeitsport, Ruhesuchende, Familien) bestmöglich vereint werden, streben wir eine intensivere Kooperation mit anderen Kommunen im Naturpark Maas-Schwalm-Nette und mit der Tourismus Niederrhein GmbH an.

Landwirtschaft in Nettetal unterstützen

„Bio“ ist eine Wachstumsnische und ein möglicher Ausweg aus der Preisspirale und dem Zwang zum Wachsen oder Weichen. Nettetal mit seiner mittelständisch geprägten Landwirtschaftsstruktur bietet hier gute Voraussetzungen für Projektinitiativen, die wir auch auf Kreisebene vorantreiben wollen. Analog zum bestehenden Biodiversitätsberater, der entsprechend unserer Forderung langfristig tätig bleiben soll, ist die Schaffung einer Beratungsstelle zur Förderung der biologischen Landwirtschaft anzustreben.

Ein weiterer wichtiger Baustein ist die offensive Aufklärung der VerbraucherInnen über die Notwendigkeit biologischer Landwirtschaft und die Erhöhung der Präsenz der lokalen ErzeugerInnen in der Wahrnehmung der VerbraucherInnen. So könnte die Stadt vorhandene Leerstände anmieten und den umliegenden Landwirten auf diesem Weg eine gemeinsame Verkaufsfläche zur Verfügung stellen, die Hofläden und Wochenmärkte sinnvoll ergänzen.

Auch überregionale Online-Angebote wie www.heimischehoflaeden.de sollen aktiv in den Direktvertrieb der landwirtschaftlichen Erzeugnisse eingebunden werden. Zu oft finden Angebot und Nachfrage zum jetzigen Zeitpunkt nicht optimal zueinander. Hier kann die Wirtschaftsförderung die Landwirte bei der zielgruppengerechten Vermarktung ihrer Produkte in ähnlicher Form unterstützen, wie es beim inhaberInnengeführten Einzelhandel üblich ist.